Tour de France (Hannes und Shadow)

Tourensammlung von euch für euch !
Benutzeravatar
shadow
Beiträge: 1148
Registriert: Mo 1. Aug 2011, 22:47
Wohnort: Güntersleben
Kontaktdaten:

Re: Tour de France (Hannes und Shadow)

Beitrag von shadow » Do 26. Jul 2012, 21:23

Fortsetzung: Tag 1 - THE MIDDLE OF NOWHERE

...wir fuhren also über die Schlaglochpiste Frankreichs, in Richtung Verdun. Es war schon dunkel, und ich freute mich darüber das meine Lichtmaschine wieder tadellos funktionierte. Ein herrliches helles Fahrlicht - schon toll zweimal 55W an der Front. Doch irgendwie, passte die Einstellung nicht ganz. Lockerer Handgriff nach vorne, bei Tempo 100, im Slalom um die Schlaglöcher, und die Scheinwerfer wieder etwas zurecht "gedrückt"... keine drei Fallgruben... äh... Schlaglöcher später das selbe wieder... Licht in Hülle und Fülle, aber nur direkt auf dem Schutzblech. Handgriff nach vorne (bin ja geübt) und... flopp ! ... wars weg! Da fuhr ich nun. In der Linken den Hauptscheinwerfer, in der Rechten den Gasgriff, und im Gesicht einen recht blöden Gesichtsausdruck...

Ich drosselte das Gas und hoffte das demnächst was zum anhalten kommen würde... mit dem Scheinwerfer gab ich Morsezeichen nach vorne zum Tourguide...

did-did-daaa-did-daaa-daaa-daaaa-did-did.....

HABE KEIN LICHT MEHR - Stop
KANN NIX MEHR SEHEN - Stop
SOFORT ANHALTEN - Stop
BITTE TEMPO BIS ZUR NÄCHSTEN HALTEBUCHT DROSSELN - Stop

Die Antwort von vorne kam per Bremslicht und prompt:

daaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa... Vollbremsung
- scheinbar hat er nur das "Stop" verstanden

Also angehalten und im dunkeln versucht die schwarzen Kabelbinder in meinem Tankrucksack zu finden... hätt ich doch nur die Neonschwarzen eingepackt, die würden jetzt im dunkeln schön schwarz leuchten...

Plötzlich ein Geräusch, hörte sich an wie eine Vollbremsung auf Kies... direkt neben uns. Ein Vehikel hielt. Französisches Kennzeichen, Hund auf dem Beifahrersitz... Der Fahrer stieg aus, und ging schnurstracks auf Shadow zu. Plötzlich verlor ich das Interesse an den Kabelbindern, und suchte nach meiner Stabtaschenlampe, falls diese geifernde Töle (Hund) oder das schwarze Männlein (Franzose) was gemeines im Schilde führten...
"Hello! Do you looking for a place to sleep?" - tönte es kaum verständlich aus seiner Richtung.
"It´s not so far from her, come on! I will show you!"
Wir machten noch kurz darauf aufmerksam, das wir hier "Problems with headlight" haben, bevor er einen prüfenden Bilck auf mein Licht warf.
"Not so schlimm" (oder so ähnlich) sprachs und mit beherztem Griff zerriss der Franz-mann sein T-Shirt...
- wieder der Griff zur Stabtaschenlampe...
Mit dem Fetzen Shirt, den er nun in der Hand hatte "tüdelte" er an dem Scheinwerfer rum... ich muss sagen: Nicht schön, aber er hielt vorerst. Dreifacher Knoten und los gehts...er voraus...wir hinterher...

Leute ein Tipp: Verlasst niemals die Hauptstraßen in Frankreich. Auch wenn man meinen will, dass es kaum noch schlechter geht, sind die Nebenstraßen dermaßen schlecht, das selbst der Onkel Otto auf seiner GS überfordert wäre. Da gibt es mehr Schlaglöcher und Frostaufbrüche als Teer.
Den Franzosen störte das nicht... mit Vollgas und min 80 Sachen, teilweise mit drei Rädern in der Luft donnerte er durch und über die Schützengräben mitten in der Straße... Nach guten 20 Minuten schwelgen in alten Erinnerungen an meine aktive Motocross-Zeit hatten wir einen Camping-Platz erreicht. Vollbremsung, linke Seitenscheibe runter, ein Wink vom Fahrer und wech war er... da standen wir nun mit unserem Talent...

Die Tante an der "Rezeption" (ausgemusterte Frit-de-Pomm-Bude) war aber ganz höflich. Wir fragten nach einer Bleibe die nichts mit Camping zu tun hat und wo wir eine finden könnten. Sie konnte uns leider nicht weiter helfen und sagte:
- "Sorry, but you are here in the middle of nowhere..." - na prima.

Wir bedankten uns und beschlossen weiter Richtung Verdun zu fahren. Oder zumindest erstmal wieder die Hauptstraße zu finden. Die Tante war so freundlich uns den Weg zu erklären. Wir sollen
"On the road ahead, bis zur church, dann right turnen und wieder ahead bis zur waymark in the cyrcurit. then left abbiegen und about 10 km later we are have erreicht Verdun" - alles klar! Und los gings!

Nach kurzer Suche haben wir dann auch ein Hotel dort gefunden und zu dem Zeitpunkt war es für uns auch noch selbstverständlich das ein Zimmer frei ist (später in Richtung Südfrankreich war´s dann manchmal verdammt schwierig ´ne annehmbare Bude zu finden). Außer das dort im Biergarten ein paar Sachsen saßen die uns vollquatschen wollten, (sorry, but we are Außengeländer - nix verstehen Sächsisch, only a little bit schwäbisch) passierte auch nichts mehr aufregendes...

Lg Hannes
und immer: sicheres Auftreten trotz völliger Ahnungslosigkeit!

Hannes

Re: Tour de France (Hannes und Shadow)

Beitrag von Hannes » Fr 27. Jul 2012, 18:48

:lol: :lol: :lol:

... ich schmeiß mich weg ...


... immernoch ...

:lol: :lol: :lol:

Benutzeravatar
Yamahanna
Administrator
Beiträge: 1480
Registriert: Do 10. Mai 2012, 22:16
Kontaktdaten:

Re: Tour de France (Hannes und Shadow)

Beitrag von Yamahanna » Mo 30. Jul 2012, 19:50

:lol: :lol: mir kamen die Tränen ... :lol: :lol:
Lächeln ist die beste Art, dem Gegner die Zähne zu zeigen ;-)

Benutzeravatar
shadow
Beiträge: 1148
Registriert: Mo 1. Aug 2011, 22:47
Wohnort: Güntersleben
Kontaktdaten:

Re: Tour de France (Hannes und Shadow)

Beitrag von shadow » Mo 30. Jul 2012, 23:53

Nachdem wir erfolgreich den Sachsen ein Schnippchen schlagen konnten und unsere Bude bezogen hatten, meldete sich der Hunger.
Aber die Küche war schon geschlossen! Obwohl wir beide eigentlich hartgesottene Biker sind und getrost auch mal ohne Futter auskommen könnten, lies Hannes es sich nicht nehmen, seine umwerfende Erscheinung und seinen noch umwerferenden Charme gegenüber den weiblichen französischen Hotelangestellten auszuprobieren...... und siehe da.....! ruck-zuck hatten diese ein paar gewaltige Sandwiches herbeigezaubert und überreichten sie an Hannes mit einem blitzenden Lächeln! 8)

Na, das war doch schon mal ein guter Auftakt in Le Francé!

Gleich nach dem Frühstück sattelten wir unsere Mopeds und weiter gings Richtung Paris. Ohne nennenswerte Zwischenfälle, mit Ausnahme, daß wir uns unterwegs entschlossen, einen Ersatzkanister käuflich zu erwerben und gefüllt mit zuführen, da die Abstände zwischen den Tankstellen auf dem Lande wohl doch sehr großzügig und für das Fassungsvermögen des AME-Tanks scharf an der Obergrenze tangierten :wise: , erreichten wir unser Etappenziel.
Da Hannes noch nie in Paris war, beschlossen wir, mal kurz in die Stadt rein zufahren und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten anzusteuern.

Frisch gewagt, ohne lange nachzudenken, stürzten wir uns ins Gewühl!

Kreuz und quer, mehrspurig nebeneinander, lückenspringend und immerwieder spurwechselnd, schafften wir es im Chaos mit zu schwimmen!
Derart eingespannt und voll auf den Verkehr konzentriert, bemerkten wir überhaupt nicht wo die Reise eigentlich hin ging!
Erst als wir uns einigermaßen im Gewühl zurecht fanden, fiel mir auf, daß es ziel- und planlos dahin ging, immer im Strom mitschwimmend.
Plötzlich erhaschte ich im Augenwinkel ein bekanntes Gebäude und durchbrach todesmutig die Mauer von Blechhaufen um uns herum in Richtung links-abbiege-Spur. Hannes hing sich vertrauensvoll hintendran :o , und wir erreichten tatsächlich den Louvre!
Anhalten konnten wir erst, als wir am Louvre vorbei, bereits am Place de la Concorde angekommen waren.
Hier aber war etwas Platz und wir parkten einfach am Strassenrand um erst mal Luft zu holen.
Hannes war etwas blaß um die Nase, aber ansonsten glühte er vor Begeisterung!
Darauf hin beschloß ich dem Ganzen noch einen drauf zu setzen!
Entlang des Jardin de Tuliere erreichten wir die Champs Elysee und......?
Nebeneinander tuckerten wir wie die Großen, puplikumswirksam , auf unseren Choppern die Champs Elysee hinauf, erreichten den Arc de Triomph, drehten erstmal eine Ehrenrunde um ihn herum, bevor wir dann in Richtung Trocadero abbogen, um den Eiffelturm von dort zu bewundern.

Hannes war sprachlos... und ich auch, als ich bemerkte, daß unser Sprit fast alle war! :shock:

Ein freundlicher Bauarbeiter, der gerade in der Nähe mit seinem Bagger den Gehsteig kaputt machte und den ich nach einer Tankstelle fragte, hätte mir sofort ein paar Liter aus seiner Maschine abgezapft. Aber ich lehnte dankend ab, denn nach Aussage von Hannes, läuft ein Motorrad nicht mit Diesel, selbst wenn es französischer ist.
Schließlich schickte er uns an eine Tankstelle in der Nähe. Zweimal fuhren wir daran vorbei, bis wir entdeckten, daß die Tankstelle lediglich aus zwei Zapfsäulen auf dem Gehsteig bestand. Und die waren obendrein auch noch außer Betrieb!
Was tun?
Sorgenvoll fuhren wir zurück Richtung Triumpfbogen und erspähten tatsächlich ein Hinweisschild auf eine Tankstelle. Vertrauensvoll diesem Wegweiser folgend, erreichten wir tatsächlich eine Tanke.... aber so was hab´ich noch nie gesehen... die Tankstelle war unterirdisch, unter der Straße!
So, nun aber raus dem Gewühl
Vollgetankt ließen wir Paris hinter uns und gingen wieder auf Westkurs.
Noch voll der Eindrücke, erreichten wir schließlich Le Mans, und schwuppdiwupp hatten wir auch schon eine Übernachtungsmöglichkeit in einem leider ziemlich teuren Hotel. 120,-- Stecken :heuldoch: fürs DZ mit Dejeuner (Frühstück)
Aber zu dem Zeitpunkt wars eigentlich egal, wir wären auch ins Ritz gegangen. Wir waren ziemlich mitgenommen und wurden aber mit einem hervorragenden Abendessen im hauseigenen Restaurant entschädigt.......
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
und immer: sicheres Auftreten trotz völliger Ahnungslosigkeit!

Benutzeravatar
shadow
Beiträge: 1148
Registriert: Mo 1. Aug 2011, 22:47
Wohnort: Güntersleben
Kontaktdaten:

Re: Tour de France (Hannes und Shadow)

Beitrag von shadow » Do 2. Aug 2012, 23:05

...... früh am Morgen sattelten wir wieder unsere Bikes und machten uns von Le Mans aus auf in Richtung Atlantikküste.
Auf ziemlich langweiligen Straßen (Kerzengerade, kaum Hügel, geschweige denn Berge - wie überhaupt auf der bisherigen Strecke) durchquerten wir ein Dörfchen/Städtchen welches doch tatsächlich den Namen `Chateaubriant´ trug, aber mit dem bekannten Stück Fleisch außer dem Namen nix anderes gemein hatte.
Schon am Ortseingang kamen uns freundlich winkende Polizisten auf ihren Motorrädern entgegen, zur Feier unseres Eintreffens, haben sie sogar ihre Blaulichter angemacht. :korrekt:
Freudig winkten wir zurück, und schon waren sie an uns vorbei... da plötzlich donnerte mit Getöse ein Monstrum von Schwertransport um die Biegung, gleich dahinter noch einer und noch einer! Mit mindestens 80 Sachen brausten die durch das Kaff und man hatte Mühe außerhalb des Gefahrenbereichs zu bleiben, weil die ja auch noch unseren Fahrstreifen zur Hälfte brauchten.
Wenn da ein altes Mütterlein gerade die Straße überqueren wollte - die wäre glatt zum Chateaubriant verarbeitet worden! :crash:

Ein Straßencafe gegenüber einer schmucken mittelalterlichen Kirche kam gerade für ein kleines Päuschen recht um den Schreck bei einem Cafe´ noir zu verdauen!

Irgendwo in der Nähe von St. Nazaire erreichten wir schließlich die Atlantikküste - aber schau schau - der Atlantik war nicht da! :o Nur ein schmales Rinnsal inmitten einer bis fast zum Horizont reichenden Schlammbank war das einzige was wir vorfanden. Auf jedenfall waren jede Menge Kleine Fischerboote mit mehr oder weniger großer Beute auf diesem schmalen Wasserstreifen unterwegs.
Nachdem wir uns ein bißchen umgeguggt hatten beschlossen wir, der Küstenlinie Richtung Süden zu folgen, um vielleicht doch irgendwann, wenn wieder Flut herrscht, einen Blick aufs Wasser zu erhaschen.
Brettl-eben, immer an der Küste entlang, gings ziemlich unspektakulär der wolkenverhangenen Abendsonne entgegen.
Als wir uns genug gelangweilt hatten, beschlossen wir nach einer Bleibe für die Nacht Ausschau zu halten.
Die Suche nach einer Unterkunft war, glaube ich, das einzig aufregende an diesem Tag, außer dem besch... , aber doch weitgehend von oben trockenen Wetter und wir strandeten schließlich in der Nähe von Nantes in einem ebenfalls ziemlich langweiligen Motel.
Weiter ging´s dann am nächsten Morgen, vorsichtshalber mit Regenkombi, in Richtung Süden. Das nächste Etappenziel war La Rochelle. Eine Bleibe für die Nacht zu finden war nahezu ein Ding der Unmöglichkeit Es gab zwar viele Hotels, aber entweder waren es die reinsten Nobelhotels deren Preisgefüge unsere Urlaubskasse sprengte, oder eben ausgebucht. :heuldoch:
Diesbezüglich waren wir scheinbar zu einem ungünstigen Zeitpunkt unterwegs. Franzosen, Holländer, Briten und Deutsche, alle gleichzeitig Ferien, und alle scheinbar an der französischen Westküste.

In meinem nächsten Leben werde ich Hotelier an der Atlantikküste!

Ein Wort zu den Übernachtungsmöglichkeiten:
In Frankreich gibt es jede Menge Hotels und Motels.
Vor allem in den Vororten und Industriegebieten von Städten findet man auf engstem Raum, meistens auch gut ausgeschildert, viele Hotels für Durchreisende. Unterkünfte mit 2 Sternen sind vollkommen ausreichend, Dusche und WC, Fernseher und Minibar gehören zum Standard, die Preise sind moderat und bewegen sich zwischen ca. 40.-- und 80.-- Euro für ein DZ pro Tag, Frühstück extra für etwa 8.-- bis 13.-- Euro.
Am billigsten sind sog. `Automatenhotels´. Personal: nur tagsüber und nur die Rezeption besetzt. Nach 20.00 Uhr kann man an einem Automaten einchecken. Man bezahlt mittels ec-Karte oder Visa und gelangt mittels eines Zahlencodes, welchen man nach erfolgter Kartenzahlung vom Automaten ausgespuckt bekommt, ins Zimmer. Frühstück, nach Vorbestellung beim einchecken, aus der Retorte.
Dieses Übernachtungsverfahren ist zwar scheisse - aber für die Durchreise zweckmäßig.

Bereits weit nach Einbruch der Dunkelheit fanden wir schließlich eine Bleibe für die Nacht und konnten unser Haupt zur wohlverdienten Nachtruhe niederlegen - nicht ahnend, was der nächste Tag uns bringt........ :shock:
und immer: sicheres Auftreten trotz völliger Ahnungslosigkeit!

Benutzeravatar
shadow
Beiträge: 1148
Registriert: Mo 1. Aug 2011, 22:47
Wohnort: Güntersleben
Kontaktdaten:

Re: Tour de France (Hannes und Shadow)

Beitrag von shadow » Mo 6. Aug 2012, 06:04

.

Ja, die Aktion mit dem Schwertransporter war schon nen Ding!


Man stelle sich ein kleines, ziemlich verschlafenes Dörflein, inmitten der französischen Provinz vor. Sauber gekehrte Auffahrten, prächtig blühende Vorgärten, alte Mütterchen die liebevoll die alten Väterchen dazu nötigten das Haus in Schuss zu halten (mehr oder minder)... ab und an ein Zebrastreifen... hier scheint die Welt noch in Ordnung! Weit und breit nicht du Spur von Kriminalität, Ghettos, rumlungerden Jugendlichen... eine Idylle! Zwei nichtsahnende, mit den französischen Verkehrregeln noch nicht ganz so bewanderte VMT´ler donnern auf ihren Choppern auf der Hauptstraße entlang. Gemäßigter und passiver Fahrstil, versetzt, so wie sich das gehört!
Plötzlich nähern sich zwei Motorräder. Französische Polizei, den Blaulichtern nach. Drauf sitzen die Gendarme, braungebrannt, kurzärmlig, Sonnenbrille auf, offener Helm, die Funkverkabelung flattert im Fahrtwind. Als sie uns näher kamen, kam zu dem begrüßendem Lichterspiel auch noch eine locker-lässige Handbewegung hinzu.
Ah, auch die Franzosen grüßen mit der LzG! :korrekt:

Zu diesem Zeitpunkt, wussten wir noch nicht was da auf uns zukommt... im wahrsten Sinne des Wortes. Noch voller Freude über die nette Begrüßung, warf ich den beiden Herren noch einen Blick durch den Rückspiegel nach, und dachte noch darüber nach, warum die LzG so anders aussah als wie bei uns... Egal, ich bin hier im Urlaub. Andere Länder, andere Sitten - auch was Schwertransport-Absicherung angeht. Wieder den Blick nach vorne gerichtet, sah ich wie Shadow vorbildlich am rechten Rand unserer Spur entlang blubberte. Nach guter alter VMT-Manier, fährt der zweite (in dem Fall ich) am linken Rand der Fahrbahn... :wise: Doch nun wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Ein riesen LkW mit Tieflader, kam uns mittig der kompletten Fahrbahn mit min. 80 Sachen entgegen. Links, wie rechts aus dem Tieflader ragten Teile eines Windkraftwerks etwa 1 Meter hinaus!! :o

Ich glaube enger ging es nicht mehr wirklich... Wie von Sinnen, zog ich gaaaaaaanz an der Rand unserer Fahrbahn und bremste ab. Denn zusätzlich zur Überbreite fuhren auch nochmal zwei Motorrad-Cops neben her. Wieder diese seltsame LzG.... :korrekt:
Wie Shadow schon erwähnte, das Monstrum hätte alles was sich ihm in den Weg gestellt hätte platt gemacht. An ne Omi im Gehfrei auf dem Zebrastreifen gar nicht erst zu denken!


(von Hannes)
und immer: sicheres Auftreten trotz völliger Ahnungslosigkeit!

Benutzeravatar
shadow
Beiträge: 1148
Registriert: Mo 1. Aug 2011, 22:47
Wohnort: Güntersleben
Kontaktdaten:

Re: Tour de France (Hannes und Shadow)

Beitrag von shadow » Mo 13. Aug 2012, 21:08

Forum 02.JPG
Als wir nach langer Suche an diesem Abend endlich ein Hotel erhaschten, checkten wir auch umgehend in das letzte (natürlich freie) Zimmer ein. Während wir die Sattel von unseren Pferden schnallten, und die selbigen samt Benzinkanister mit schwerer Kette gegen unbefugte Benutzung sicherten, kam die Hotel-Tante von der Rezeption doch tatsächlich raus auf den Behinderten... ähhh.... Bikerparkplatz, und staunte kaum verständlich über unsre Mopeds.
"Haaarrrrleeyyy? Haaaarrrleeyy?", tönte es tuckenhaft aus ihrem französischem Schmollmund während die Augen immer größer und glänzender wurden - bis dahin hab ich mit Männlichkeit, Stärke, Freiheit, Souveränität (oder wie man das schreibt), und nen Haufen Reparaturen verbunden...
Nach diesem ziemlich - "schwulen" Tonfall der Tante bei dem Wort "Harley" bleibt davon nicht mehr viel... Gott sei dank konnten wir die Frage mit: "No Harley, only a shadow..." verneinen

Nach dem erfolgreichen Beziehen des Zimmers, und ausgiebiger Dusche (ist übrigens was feines, sollte ich öfters mal machen ) gings schnurstracks an die Hotel-Bar. Dort gab es dann zwei, drei "large Guinness", welche aber eher "dreiviertels-large" waren - zumindest hätte noch mehr ins doch ziemlich "large" Glas gepasst... Über die bisherige Strecke, "large Giunness", und Computerspiele sinnierend, wurden wir gegen Mitternacht vom tosendem Staubsauger aus unseren Gedanken gerissen. Aha, die Bar scheint zu schließen nix wie in die Falle.

Der nächste Tag machte die voran gegangenen, etwas eintönigen, Tage wieder wett:
Nach dem Aufstehen gabs, wie immer, ein ausgedehntes und ausgiebiges Frühstück. Sachen packen und weiter... Doch wir staunten nicht schlecht, als wir raus an unsere Mopeds kamen.
Etwa drei Meter entfernt, stand am Abend vorher noch ein Fahrrad, welches mit weniger schwerer Kette an einem Maschendrahtzaun gegen unerlaubte Probefahrten gesichert war. An diesem Morgen lag nur noch das professionell durchgezwickte Schloss da...
Warum die Diebe allerdings nicht den weniger stabil anmutenden Maschendrahtzaun durchgezwickt haben, wird wohl auf ewig ein Rätsel bleiben - jedenfalls waren wir froh, das die Bikes noch komplett und vor allem NOCH DA waren.

Weiter an der Küste entlang, es wurde ab und an schon etwas bergiger, donnerten wir weiter südlich. Bordeaux, bekannt durch seinen hervoragenden Wein - Rochefort, bekannt durch seinen berühmt-fürchterlichen Käse, waren nur ein paar der Ortschaften die wir unsicher machten.
Irgendwo auf diesem Weg machten wir auch kurz Pause - Raucherpause. Ein kleines Wäldchen, welches durch konsequenter Rodung zum Camping umfunktioniert wurde, war den gewachsenen Ansprüchen zweier "Nicht-Haaarrrleeeyy-Fahrern" gerecht. Auch da war wieder was geboten quasi "Rauchend-Pinkeln mit Show-Einlage":
Ein Brite (?) rangierte seinen hochmodernen (Hyundai, Baujahr 1980) Camping-Bus, mit angehängtem Wohnwagen durch die restlichen Bäume und Baumstümpfe zur Pforte (schlafender Ombré und handbetriebene Schranke) des Campingplatzes. Schon beeindruckend, der hatte es echt drauf! Nur ist ihm leider ein recht hinterlistiger und gut getarnter Baumstumpf plötzlich in den Unterboden gesprungen, dass es nur so krachte...
KAAAWUUUMMM! und der 5,2t Zug wurde in einer Millisekunde von 20 auf Null abgebremst. Die "nicht-ausreichende-gegen-Verrutschen-gesicherte-Ladung" im Auto flog nur so durch die Gegend.
Kaffeebecher (dem Schrei nach noch heiß), Landkarten, Taschen, Navi, Handy, Gebiss und Tupeé des Fahrers, Sonnenbrille samt Glasauge, die Kinder auf dem Rücksitz... so ein Durcheinander! Wie Sauerkraut in der verschlossenen Dose, das nach erfolgreichem, einstündigem Erhitzen in der Mircowelle, nahe dem Unterschallbereich durch die ganze Bude fliegt! Irgendwie erinnerte mich das grad, an die erste Zeit in der ich alleine wohnte - egal...
Nach tränenbehafteten und schallendem Applaus von uns, und dem restlichen Leuten die so rumstanden, fing der Brite (?) an sein mobiles-Heim wieder aus der "Situation délicate" zu bringen. Er bewies fahrerisches Können und schaffte es wirklich seine nun etwas "verschobene" Kiste samt Wohnwagen rückwärts wieder aus dem Wäldchen hinaus zu bugsieren.
Nach dieser sehr gelungenen Showeinlage, beschlossen wir die Schadenfreude wieder einzupacken und weiter zu fahren. Ich sprang auf meinen treuen Packesel und fing gerade an die Checkliste für den Startvorgang durchzugehen, als ich plötzlich ein sehr ähnliches, aber dennoch anderes Geräusch als die britische Notbremsung von eben, aus nordwestlicher Richtung vernahm... Zu diesem Zeitpunkt dachte ich mir noch nichts dabei, und drückte die Knöpfchen, die das Motörchen drehten, und meine Äugchen zum leuchten brachten.

Einige Kilometer später, entdeckten wir einen Abschnitt der Küste, der zum "an-den-Strand-fahren" einlud. Immer hoffnungsvoll den Wegweisern (das ist in FR so ne Sache) folgend, kamen wir dann endlich an die sandigen Seiten Frankreichs. Shadow voraus, ich hinterher.
Wir fuhren auf einer Straße die direkt zum Strand führte, der Asphalt wurde sandiger, die Fahrtgeschwindigkeit geringer, und meine Augen größer . Ich staunte über das Städtchen und allem was dazu gehört. Schön hergerichtete, schon etwas südländische Häuser und Gärten, die ersten Kakteen und Pinien... weiter kam ich nicht, da ich verträumtem Gemütes den Ernst der Lage realisierte:
Plötzlich gab Shadow Gas. Aber wo will er denn hin? In 10 Metern ist der Asphalt zu Ende und es folgt der Strand! So richtig mit heißem Sand und so! Wir träumten vor zwei Tagen zwar mal davon nen Bild von den Bikes inmitten des Strand zu machen, haben aber den Gedanken verworfen, da es aus rein aus physikalischer Sicht nahezu unmöglich war die Böcke mitten rein zu kriegen.
Nichts desto trotz: Eins von Shadows Mottos war ja schon immer: Das werden wir sehen - nicht berechnen! Außerdem hieß es "nahezu" unmöglich
Gerade noch rechtzeitig schloss ich den vor Sprachlosigkeit offen stehen gebliebenen Mund, bevor mich ein Sandsturm, der aus der Richtung des 190er Reifens der "Pseudo-Enduro" empor schoss, mich komplett einhüllte und anfing mich langsam zu verschütten...
Ergebnis des gründlich geplanten und fachlich korrekt durchgeführten Experimentes:



Das ganze trägt den Untertitel:
Parken am Atlantikstrand, ohne Seitenständer!
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
und immer: sicheres Auftreten trotz völliger Ahnungslosigkeit!

Benutzeravatar
shadow
Beiträge: 1148
Registriert: Mo 1. Aug 2011, 22:47
Wohnort: Güntersleben
Kontaktdaten:

Re: Tour de France (Hannes und Shadow)

Beitrag von shadow » Mo 13. Aug 2012, 21:22

.
Nen ganzen Meter hat er geschafft!

... ohne Worte ...

Ich beschloss dann außerhalb des Strandes zu parken...
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
und immer: sicheres Auftreten trotz völliger Ahnungslosigkeit!

Benutzeravatar
shadow
Beiträge: 1148
Registriert: Mo 1. Aug 2011, 22:47
Wohnort: Güntersleben
Kontaktdaten:

Re: Tour de France (Hannes und Shadow)

Beitrag von shadow » Mo 13. Aug 2012, 21:28

Aufgeladen mit neuer Energie, die wir beim Rauszerren des superleichten Mopeds gewonnen haben, gings irgendwann weiter an der Küste entlang. Diesmal auf befestigten Straßen.
Wir tuckerten zwischen zwei ziemlich weit voneinander entfernten Dörfern, so vor uns hin, ohne besondere Vorkommnisse, als ich plötzlich realisierte das ich Wassertröpfchen ins Gesicht bekomme. Das war hier keine Seltenheit, bedingt durch das Kondenswasser der auf vollen Touren laufenden Auto-Klimaanlagen. Doch als ich feststellte, das zur Zeit gar kein Auto vor uns fuhr, wurde ich ein wenig skeptisch und machte mir so meine Gedanken, aus welcher von Shadows Körperöffnungen das wohl raustropfte
Als ich ein wenig später bemerkte, das die Flüssigkeit auch noch süßlich schmeckte gingen alle Alarmlampen an!
Nach dem erfolgreichen Stoppen des tropfenden-im-Sand-fahrenden-Haaarrrleeeyyy?-Abklatsches war auch ziemlich schnell eine Diagnose erstellt und mir schwante urplötzlich, woher der zweite, aus nordwestlicher Richtung kommende KRRRAAAWUUMMM vorhin an dem Campingplatz kam: Von einem noch hinterlistigeren, und viel besser getartem Ästlein, das von einem Breitreifen, der Marke Metzler überrollt und dadurch in eine empfindliche Körperöffung Shadows gedrückt wurde in den Kühlerschlauch, direkt am Kühlmittelpumpenanschluss. Hätte man das gewollt, würde man zweithunderteinundachtzigtausendvierhundertzweiunddreißig (habs nachgerechnet) Versuche brauchen bis das klappen würde.

Hilft alles nix, jetzt müssen wir das Ding wieder flott kriegen.
Dank einer ausgewählten Werkzeugsammlung, (ca. ein Drittel meines Gepäcks) einem noch besser gewähltem Ersatzteilfundus (ich wurde ausgelacht, was ich alles mitnehme), und einem Vorrat von ausgewählten Reserveflüssigkeiten (wollten Bier kaufen, haben aber ne Büchse Wasser und ne isotonische, Organen-Limo erwischt) ist es uns gelungen innerhalb kürzester Zeit die auf die Seite gelegte Chopper zu reanimieren!

An der Stelle fällt mir ein: Daddy, setz dich mal mit mir in Verbindung, wir sollten nen Termin zum Kühlflüssigkeitswechsel machen
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
und immer: sicheres Auftreten trotz völliger Ahnungslosigkeit!

Benutzeravatar
shadow
Beiträge: 1148
Registriert: Mo 1. Aug 2011, 22:47
Wohnort: Güntersleben
Kontaktdaten:

Re: Tour de France (Hannes und Shadow)

Beitrag von shadow » Mo 20. Aug 2012, 20:32

...
Den Rest des mit Sonnenlicht erhelltem Tage passierte nicht mehr viel aufregendes. Erst als die Dämmerung über uns herein brach wurde es wieder spannend: Hotelsuche.
Ich habe den Satz: "Sorry, but we are complett" so oft gehört, dass ich das Copyright darauf haben müsste... nichts zu machen. Kein Zimmer - kein Platz zum schlafen - keine Lust mehr. :heuldoch:
Also musste zum zweiten Mal an dem Tage unser Improvisationstalent herhalten:
An einem Hotel direkt am Meer, spielte diesmal Shadow jeden seiner charmanten Trümpfe aus, und überredete die nette Tante Gerda an der Rezeption dazu uns auf dem Rasen vor der Hotelfassade campieren zu lassen. Er musste zwar ein wenig jammern, wie "tired" an "very erledigt" wir von den "so many" Kilometer sind, und das wir einfach "no other" Bleibe als ihr "beautiful field" finden würden (das hätte man übrigens missverstehen können :oops: ) Nachdem er versprach, für den "place for our tend" und für das "brechfest" am "next morning" ihr auch was zu bezahlen, willigte sie endlich ein.
Also nix wie raus und das "tend" aufgebaut, bevor "the nice young lady" sichs anders überlegt und uns dann doch noch von ihrem "beautiful field" scheuchte. Ich hatte an dem Abend eine kleine Premiere: Noch nie ein Zelt aufgebaut, noch nie gezeltet (echt jetzt). Als ich dann feststellte, dass der letzte Hering meiner Seite direkt in den Kanaldeckel hätte beklopft werden müssen, konnte ich das auch vor Shadow nicht mehr verheimlichen...

Die Nacht brach über uns herein, wie auch die weiteren Ereignisse.
Nach einem bezaubernden Mahl (Burger und Fritten zu 22 Euro), in einer nicht weit von uns abgelegenen Strandbar, entstand folgender denkwürdiger Dialog zwischen einem der Kellner und uns:
Shadow: "Hello?! Can I have another Beer, please?"
Kellner: "Yes, Sir. No Problem."
Shadow: "But a large Beer, please!"
Kellner: "Sorry, we just have 0,25l"
Shadow: "Okay, then tow beer, please!"
Kellner: "Okay."
Ich: "For me, too!"
Kellner: Erst Stirnrunzeln, dann nicken "Okay..." mit leicht verstörtem Unterton.
Ergebniss: Vier kleine Bier! :jubel:

Nach dieser tollen Gute-Nacht-Geschichte, gings dann auch in die selbige. Im Zelt angekommen killten wir noch jeder zwei Büchsen Bier die den Tag über im Tankrucksack hervorragend geheizt wurden, bevor wir dann bei geöffnetem Zelt dem romantischen Rauschen des Meeres lauschten, bis wir letzten Endes unsere müden Scheinwerfer schlossen und uns sanft gegenseitig in den Schlaf schnarchten.
Nachts wurden wir dann in regelmäßigen Abständen von Sturm und Dauerregen außerhalb UND innerhalb des Zeltes geweckt. Zeitweise drohte man im Zelt zu ertrinken!

Am nächstem Morgen erwachten wir, außerordentlich entspannt und erholt, gleich um 7 Uhr auf. So gut haben wir geschlafen!! Biker-Villa einpacken, Böcke satteln und losketten und nichts wie rein ins Hotel zum frühstücken. Einen kurzen Blick um sich geworfen, ob die "nice young" Tante Gerda da ist....Fehlanzeige. Naja, erstmal im Speisesaal Platz nehmen, bevor das ausgebuchte Hotel auch aus dem Schlaf erwacht. Wir frühstückten wie immer, ausgiebig und reichlich, dafür unausgewogen und ungesund. Die Tante Gerda tauchte aber nicht auf.
Wir drückten uns noch eine ganze Weile in der Lobby rum, bevor wir beschlossen einfach die Zeche zu prellen und "auszuchecken" ....... :mrgreen:
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
und immer: sicheres Auftreten trotz völliger Ahnungslosigkeit!

Antworten