Tour de France (Hannes und Shadow)

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shadow
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Re: Tour de France (Hannes und Shadow)

Beitrag von shadow » So 26. Aug 2012, 20:37

Forum 6.JPG

Ja, das war eine Nacht!
Der Boden war knochentrocken und bretthart und der Schlafsack hat da nicht viel abgepolstert. Also hab´ich meine Bikerklamotten (Jacke und Lederhose) schön zusammengerollt und unters müde Haupt geschoben. Weils so schön warm und lauschig draußen war, hab´ich noch den Reißverschluß vom Zelteingang aufgelassen und mich schön mit dem Gesicht unter den dadurch sichtbaren Sternenhimmel gelegt.
Mitten in der Nacht brach der Sturm los und ich wachte plötzlich auf, weil sich wahre Sturzbäche über mein Antlitz ergossen!
Oh - Mist! - Ich bin hoch - hab den Reißverschluß zugemacht - und stellte dabei fest, daß ein halber Meter Wasser im Zelt stand! (vielleicht warn´s auch nur ein halber Zentimeter?) jedenfalls kam´s mir so vor, weil natürlich meine Bikerklamotten und der Schlafsack pitschnaß waren !
Irgendwie hat sich in mir daraufhin ein Wurstigkeitsgefühl breitgemacht und ich ignorierte schlicht und einfach die Misere und bin tatsächlich nochmal eingeduselt.
Schließlich wars Zeit aufzustehen und frühzustücken. Wir schmissen noch eine Nackt(e)Schnecke aus unsrer Villa und gingen dann ins Hotel um zu frühstücken, wie Hannes schon beschrieben.

Patschnaß verpackten wir dann unser Zelt und Schlafsäcke, ich in nassen Ledersachen - Hannes´Klamotten waren trocken, dafür aber hat er in den nächsten Tagen ständig feucht-klamme bis nasse Socken und Sonstiges, weil seine Packtaschen im Freien übernachtet haben und wohl doch nicht ganz wasserdicht waren

Wir sattelten die Hühner und schlugen wieder unsere wohlbekannte Richtung, nämlich nach Süden, ein.
Entlang der Atlantikküste am Fuße der Pyrenäen hatten wir endlich mal eine lang ersehnte Küstenstraße mit Steilufer, engen Kurven und grandiosen Ausblicken unter den Reifen.

Ziemlich durchwachsen, mit Sturm und tiefen Wolken war das Wetter und ich fror erbärmlich in meinen nassen Klamotten

Als wir San Sebastian in Spanien erreichten, schwenkten wir nach Osten ab, mitten in die Pyrenäen hinein, nach Pamplona.

Eine spektakuläre, kurvenreiche, landschaftlich sehr reizvolle Strecke mit einem tollen Straßenbelag.

Entlang eines riesigen Stausees mit smaragdgrünen Wassers, erreichten wir schließlich Pamplona.
Haben wir die letzten 100 km kaum ein Fahrzeug gesehen, so war uns nun klar warum - es hatte den Anschein, daß alle motorisierten Spanier sich auf die wenigen Quadratkilometer von Pamplona drängelten. Die ganze Stadt nur Stau.

Schon beim zweiten Staubedingten Halt leuchtete plötzlich grell die Temperatur - Kontrolleuchte an meinem Moped! So ein Mist, war etwa doch mehr kaputt gegangen als nur der Wasserschlauch?
Alle meine Sünden fielen mir plötzlich ein - aber es half nix - wir mußten was unternehmen!

Mitten in der Stadt, auf einem breiten Trottoir, war eine winzige Tankstelle, mit einem noch winzigerem altem Fräla als Tankwart. Das war ein guter Platz um mal rechtsran zu fahren und zu gucken was die Shadow für Zicken machte.

Glücklicherweise wars nix ernstes. Lediglich Luft war noch im Kühlsystem und die Wasserpumpe konnte deshalb nicht ordentlich umwälzen, wodurch dann langsam aber stetig das Fieber stieg bis in den kritischen Bereich. Auf der Strecke reichte der Fahrtwind zur Kühlung aus, so daß erst im Stadtverkehr die Mühle anfing zu kochen.
Aber mit einem waschechten Moped-Doktor im Schlepptau war das natürlich nur ein Klacks und just als meine Lederklamotten trocken waren, war auch das Motorrad wieder flott.

Weiter gings quer durch die Karpaten -äh Pyrenäen - und schließlich, als sich ein wunderschöner Sonnentag gen Abend neigte (der hatte total scheußlich in Biarritz begonnen) erreichten wir ein neues Etappenziel. Eine kleine spanische Stadt am Fuße der Pyrenäen sollte uns Herberge für die Nacht sein.
In LLeida fanden wir ein bomben Hotel für wenig Geld - das war uns Entschädigung für den verkorksten Tag genug!
Ein Doppelzimmer mit Marmorbad, Klimaanlage und Kiesstrand bis zur Fensterbank - Herz was willst du mehr!
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Re: Tour de France (Hannes und Shadow)

Beitrag von shadow » Mi 5. Sep 2012, 18:15

Forum 9.JPG
Am nächsten Morgen erwachten wir durch das Gebrumme der allgegenwärtigen Klimaanlagen, welches durchs offene Zimmerfenster in allen Tonlagen bis hin zum durchdringenden Gequietsche (sollten mal den Keilriemen spannen!) aus der näheren Umgebung zu uns ins Zimmer drang.

Eine schöne gepflegte `Marmordusche´ und der Tag fing schon mal prima an.

Das Frühstück war ebenso erlesen wie unser Zimmer und ich bangte schon wieviel wir diesmal löhnen sollten. Am Abend vorher war das nicht so ganz klar geworden, weil unser Spanisch doch zu wünschen übrig ließ und das Englisch der Senorita am Empfang irgendwie anders klang als ich es aus meiner Schulzeit in Erinnerung hatte.

Aber, oh Jubel!, die Rechnung belief sich auf einen niedrigeren Betrag als bei den letzten `Container-Hotels´ in Frankreich.
Sofort waren mir die Spanier sympathisch, ohne auch nur ein Wort mit ihnen gewechselt zu haben.

Nachdem wir unsere Bikes aus der Tiefgarage holten, beschlossen wir heute richtig hinein in die Pyrenäen zu fahren und den Kleinstaat `Andorra´ zu durchqueren.
Als wir die Stadt in nördlicher Richtung verlassen hatten, lag schon das grandiose Panorama der Pyrenäen unmittelbar vor uns.
Mitten hinein und steil bergauf ging die Fahrt. Die Vegetation wurde immer spärlicher und die Dörfer immer kleiner und vereinzelter.
Schließlich gab es überhaupt keine Dörfer mehr und am Wegesrand waren nur noch Gräser und Kleinstauden zu sehen.
Dann überquerten wir die Grenze nach Andorra.
Am Straßenrand war Polizei präsent wie zu besten DDR-Zeiten. Alle mit der Uzi im Anschlag und streng den Verkehr beobachtend. An der Grenze wurde kontrolliert und kritische Blicke in die Autos geworfen.
Doch uns sah man schon von weitem an, daß wir vorbildliche Staatsbürger waren und wurden ohne Probleme durch gewunken.

Nach kurzer Fahrstrecke erkannten wir den Grund dieser Polizeipräsenz.
Kaum hatten wir die Grenze hinter uns gelassen, säumten rechts und links der Straße Banken (sowas haste noch nicht gesehn!) in rauhen Mengen den Weg! Bankhäuser, mit wohlklingenden Namen, welche man nur aus den Medien oder vom Hören-Sagen kannte. Es schien so, als hätten wir das südeuropäische Steuerparadies entdeckt!

Ein schnelles Cola in einem Straßencafe, bei dem wir über unsere schmale Reisekasse nachsannen und wieviel Kohle wohl hier auf einen Quadratkilometer deponiert war, mußte schon sein, bevor wir weiter die Pyrenäengipfel erklammen.

Hier oben ist die Luft schon ziemlich dünn und außerdem sau kalt!
Hannes´ Moped vertrug die Luftveränderung wohl doch nicht so gut und wurde immer langsamer, je höher wir kamen.
Das war meine Chance, mal der AME zu zeigen was so ´ne Shadow im Gebirge drauf hat
Ohne Ruckeln, mit Schwung und Esprit zog ich an ihm vorbei, bis ich nur noch Wolkenfetzen im Rückspiegel sah und Hannes nur noch mit einem Fernrohr zu sehen war.

Auf ca. 2400 Meter erreichten wir die Paßhöhe und konnten von dort aus weit nach Frankreich hinein und ebenso weit zurück über Andorra nach Spanien guggen.

Hier war erstmal ein kurzer Stop angesagt.
Pinkelpause - Fotosession - Handschuhe an - oh! und ah! und dann gings wieder abwärts auf der französischen Seite. Ziemlich steil mit engen Kurven gings hier im Drei-Länder-Eck (Spanien - Andorra - Frankreich) voran.
Auf und ab über Bergkämme und Täler kehrten wir Frankreich wieder den Rücken und erklommen eine erneuten Gipfel der dann schon wieder in Spanien lag.
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Re: Tour de France (Hannes und Shadow)

Beitrag von shadow » Mi 5. Sep 2012, 18:17

Unser Tagesziel sollte Girona, etwas nördlich von Barcelona, sein.
Auf der Landkarte erkannten wir eine Straße, welche in diese Richtung führte.
Das besondere daran war, daß diese Route quer bzw. längs der Pyrenäen lief, also nicht hinauf und hinab, sondern quasi immer auf der selben Höhe und den Einschnitten des Gebirgs folgend. Also mal in die Gebirgsflanke hinein und wieder heraus, ohne nennenswert an Höhe zu- oder abzunehmen. (Alles klar?)

Nachdem wir einige Kreisverkehre umrundet hatten (mache auch mehrmals ) kamen wir in die entsprechende Gegend.

Doch hier war erstmal eine Zwangspause angesagt: Freundliche Bauarbeiter machten uns mit viel Gestik und Kauderwelsch klar, daß hier zunächst kein Durchkommen war!
Hinter der Biegung am Ortsausgang stand ein riesiger Autokran mit einem noch riesigeren Brückenteil am Haken, welches scheinbar auf bereits errichtete Betonpfeiler abgelegt werden sollte. Nun gut - das dauert wohl noch ´ne Weile!
Gelegenheit für ein Tässchen Espresso!
Wir tuckerten zurück ins Dörfchen, ich glaube es hieß La Molina, weil wir dort ein kleines Straßencafe gesehen hatten, und wollten uns da die Zeit vertreiben.
Wir erreichten das Cafe, nahmen an einem der winzigen Tischlein Platz und sahen, daß wir uns hier wohl selbst bedienen mußten. An der Hauswand war eine kleines Fensterchen, durch das die Getränke usw. aus dem inneren des Gastraumes nach draußen gereicht wurden.
Als wir uns noch darüber unterhielten, wie das hier wohl von statten geht, schaute jemand durchs Fensterchen zu uns heraus - wir trauten unseren Augen nicht - das gibts doch gar nicht! hier in Spanien? und dann noch irgendwo wo sich Fuchs und Has´ gute Nacht sagen? Nä, ne..... fragt uns was wir haben wollen.... ?

es war, ihr glaubt es nicht, .....
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Re: Tour de France (Hannes und Shadow)

Beitrag von Yamahanna » Mi 5. Sep 2012, 22:50

:wise: He Du, so geht des aber net! Erst Spannung aufbau und dann mittedrin aufhör!! Des is doch ke Grimmi! :wise:
Lächeln ist die beste Art, dem Gegner die Zähne zu zeigen ;-)

günther
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Re: Tour de France (Hannes und Shadow)

Beitrag von günther » Mi 5. Sep 2012, 23:21

Hi liebe Hanna,
das hat Er schon gut gemacht.
Habe zwar auch blöd geschaut, aber das ist TOLL
Gruß
Günther
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Re: Tour de France (Hannes und Shadow)

Beitrag von Yamahanna » Do 6. Sep 2012, 18:42

Hi Günther, klar hat er das gut gemacht. Und das musste ihm doch jemand deutlich machen! Bin sicher, er hat beim Lesen des Kommentars gaanz breit gegrinst ;)
Lächeln ist die beste Art, dem Gegner die Zähne zu zeigen ;-)

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Re: Tour de France (Hannes und Shadow)

Beitrag von shadow » Sa 8. Sep 2012, 19:15

Es ist schon faszinierend wer einem in seinem Leben so alles über den Weg läuft. Auch wenn ich noch nicht so lange auf dieser Erde verweile wie mein guter Freund und Vater (die Drei-Schattigkeit) Shadow, hab ich doch wohl schon mehr Leute gesehen, wie so manch anderer hier. Zumindest in La Molina. Ihr wisst schon:
Das ist das Kaff, in der sich Fuchs und Has´ "Gut Nacht" sagen und es vielleicht ein, oder im besten Falle zwei Telefone gibt.
Ein kleines, vergessenes Städtchen in mitten der Pyrenäen auf etwa 1300m über NN, ohne große Möglichkeiten Kommerz zu betreiben. Eine Ansammlung von Aussteigern, die hier entweder hingetrieben oder eingeboren wurde. Ein stilles, kaum besuchtes (wer will da schon freiwillig hin? ) Örtchen, in dem man selbst die Funktion der beiden bereits erwähnten Telefone in Frage stellt. Hier gab es kaum was. Ne Straße mit zerbröseltem Gehweg, etwa 20 Häuser links wie rechts der Straße, welche dem Stadium "Einsturzgefährdet" schon gefährlich nahe kamen , vertrocknete Straßengraben-Flora, räudige Tollwut-Fauna , kaum Schilder oder geschweige den Hausnummern... Keine Postkästen, keine Läden, wenige Autos, Menschen mir finsteren Gesichtern auf den Straßen...

Wir blubberten als die einzigen die einzige Straße in diesem Kaff entlang, als wir am Ortsausgang eine Baustelle mit „barricada“ entdeckten. So richtig mit Bagger, Kran, und so tolle Sachen. Shadows Augen wurden schon ganz feucht vor lauter Freude, als ein Ombre in Warnweste auf ihn zu kam. Scheinbar dachte er zur Abwechslung mal wieder ne Runde auf dem Bagger drehen zu dürfen...
Mit dreckigen „Manos“ und miefigen „Potos“ machte der „trabajadores de la construcción“ uns darauf aufmerksam, dass die „carretera“ grade „intransitables“ wäre und sich dieser Zustand erst in „veinte minutos“ ändern würde.
Dann meinte er noch, dass sie gerade eine „parte carril“ einbauen, und wir deswegen grade nicht zwischen den bereits fertigen „pilares de puentes“ durchfahren dürfen... (na, wer weiß was gebaut wurde? )

Somit war zunächst eine Zwangpause angesagt. Kam uns auch ganz recht. Die Sonne brannte hier in Nordspanien wesentlich heißer als bisher. Ca. 40 Grad im Schatten waren keine Seltenheit, und die „TFT Cool Tripmaster-Jacke“ kam an ihre Grenzen... wie wir auch.
Es war etwa um die Mittagszeit, als wir unsere Böcke einfach vor der Absperrung stehen ließen und uns gegenseitig dazu überredeten Kommerz zu betreiben. Nur wo? Hier gabs ja nix...
Nach relativ kurzem Entlang schlendern der „Promenade“ entdeckten wir dann doch was, wo man Geld ausgeben konnte... ein Straßenkaffee (?) Durst hatten wir sowieso, also: Nix wie hin!

Dieser Bretterverschlag war hervorragend gegen Tourismus getarnt. Von außen verriet nur ein verrostetes „Coca-Cola“ Schild, das es hier was zu kaufen gab, ein Holztor mit einem viereckigem Ausschnitt und kleiner „Fensterbank“ – mehr nicht. Neben dem „Ausguck“ hing eine alte Schiefertafel auf der wohl mal Preise, Verbrecherfotos und die offene Zeche standen... jedenfalls verriet diese, das es hier wohl nur Einheimische hinschaffen, die den Laden und die Preise für sein ganzes Inventar schon auswendig kannten. Logisch, denn sie konnten hier ja nix anderes kaufen.

Wir kamen der umfunktionierten Scheune näher und bemerkten, das sogar für Sitzgelegenheiten auf dem zerbröseltem Gehweg gesorgt wurde: Hier standen alte, verrostete Stühle, dreißigmal überstrichene Tische und ein Aschenbecher (?).
An der Öffnung im Scheunentor angelangt, fasste Shadow sich ein Herz und klopfte mich beherzter Bikerfaust ans selbige. Das dritte Klopfzeichen war noch nicht verklungen, als es uns schon „ola!“ entgegen tönte:
Doch wir waren sprachlos vor Staunen... das gibt’s doch nicht! Wen haben wir den hier entdeckt? Kaum zu fassen! Hier, in La Molina – diesem Drecksnest!!!

Irgendwie schaffte Shadow dann doch wohl „dos coca-colas“ und „dos de café“ zu stammeln... Die Cola kam sofort durchs Loch im Tor, der Kaffee dauert „un momento“. Immernoch total baff von dem Anblick gerade eben, bewegten wir uns mit der glühend kalten Cola Richtung „banqueta“ und ließen uns darauf nieder...
„Haste den geseh´n?!“, flüsterte Shadow mit ehrfürchtiger Stimme.... in dem Moment ruft ein anderer aus dem Loch nach uns... der Kaffee ist wohl fertig. Ich sah auf und... ja, allmächtiger... noch so einer! Noch mal ne Überraschung! Wen man hier so trifft!!! Gigantisch... unglaublich... phänomenal...
Ich stand auf und ging rüber zum frischen Kaffee. Ich musste mir die beiden Knaben noch mal aus der Nähe anschauen... Tatsächlich, kein Zweifel! Das müssen sie sein!

Leute, vergesst alles, was in „BUNTE“, „FürSie“, „HörZu“, „SchauWeg“ und in der „Apothekenumschau“ steht... alles gelogen! Alles Schein, alles Betrug! „Nada“ davon ist wahr! Gar „nada“!! Überhaupt „nada“!!!

Die beiden bewussten Typen, leben nicht in den USA, arbeiten auch nicht in Hollywood, und verdienen keine Millionen! (zu PesetasZeiten vielleicht noch)...

MEL GIBSON und VIN DIESEL betreiben ne Scheunentor-Bar in letzten Hochlandskaff Spaniens! Ehrlich!

Zum Verwechseln ähnlich, wirklich wahr!!!


Nachdem die „empleados“ das Zeichen für die Auflösung der Straßensperre gaben (Pfiff mit Handzeichen), die imaginäre Ampel auf Grün stellten (Stopschild umtreten), die nicht vorhandenen Pylonen auf Seite schoben (Werkzeug zusammen lesen), und die (fraglich) BG-konforme, in regelmäßigen Abständen aufgestellten Warnschilder (Kids des Dörfleins in Warnwesten) einpackten, mussten wir leider von diesem schönen und prominenten Ort aufbrechen.

Ein wenig wehmütig warf ich noch einen letzten Blick zurück zu den beiden Herren der erstklassigen Lounge, in der wir ganze 2 Euro ließen, ohne zu wissen was uns auf den folgenden Streckenabschnitt erwartet...

Da wir in erster und gleichzeitig in letzter Reihe vor der Absperrung standen, hatten wir nicht mit vorrausfahrenden NL´s, GB´s, oder D´s zu rechnen, was natürlich ein flottes Weiterkommen sicherte.
Schon auf den ersten Kilometern kristallisierte sich heraus, dass die eben passierte „tramo de construcción“ der Beginn einer funkelnagelneuen Teerstrecke ist. Shadow fuhr voraus und ließ es richtig krachen.
Ich spürte hier zum ersten Mal wie sich meine voll-überladene Maschine so in Kurven anfühlte... herrlich! Als die Strecke nun zu einer Gebirgs-Pass-Serpentinen-Strecke mit gelegentlichen, langen Zwischengeraden mutierte, regte er plötzlich an das ich voraus fahren sollte... leichter Tritt mit dem linken Hinterlauf, beherzter Dreh mit dem rechten Vorderlauf und ab gings mit dem zweiten Gang durch die Mitte... Voll auf den Hahn, schön ausdrehen, hochschalten, dritter Gang, wieder voll auf, runter vom Gas, rein in die Bremse, Kupplung, zweiter Gang, Kupplung, erster Gang, Bremse lösen, Kurve einlenken, Schräglage einleiten, mit 15 Sachen und in geschätztem 32,76 Grad-Winkel durch dir erste Kurve....Schräglage durch leichten Dreh am Gas wieder ausgleichen, voll auf den Hahn, zweiter, schön ausdrehen, dritter, vierter... bremsen, usw.
Das Ganze ging dann 50-60 (!) Kilometer weit! Eineinhalb Stunden Serpentinen fahren, ohne Gegenverkehr, ohne Schleicher, ohne Angst vor Löchern in der Straße... Wunderschön!!! Sehr zu empfehlen!!!
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Re: Tour de France (Hannes und Shadow)

Beitrag von shadow » Mi 19. Sep 2012, 21:24

Forum 14.JPG

ja, das war eine super Strecke von La Molina aus durch die Pyrenäen nach Girona. Ihr erinnert Euch? Von Girona aus haben wir diese Geschichte ins Leben gerufen (siehe 1. Eintrag), abends im Hotel mit der prächtigen Lage - auf einem Hügel hoch über der Stadt - mit einer riesigen Terrasse - einer grandiosen Aussicht auf die Stadt - den Pyrenäen im Hintergrund, hinter denen gerade die Sonne untergeht und die Gipfel noch einmal rot aufglühen läßt - meinen Sohn/Freund an der Seite - und einem kühlen Bierchen in der Hand.

Das sind immer so Momente, an denen man die ganzen Strapazen vergißt, wenn Du z.B. seit Stunden im Sattel sitzt, der Hintern langsam gefühllos wird, die Handgelenke steif - und plötzlich kommst Du an einen Ort an dem Dir Mund und Augen offen stehen bleiben und Du aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommst, ein Ort, der Dir ein atemberaubendes Panorama oder einen grandiosen Sonnenuntergang bietet, oder sonstige Momente, die Du so schnell nicht mehr vergißt, die wie eingebrannt in Deinem Kopf bleiben.
Solche Bilder muß man sich bewahren!
Wenn´s wieder mal drunter und drüber geht und alles zu viel wird, dann mach ich schnell mal die Augen zu und erinnere mich an solche Momente für ein paar Augenblicke - schon geht´s mir wieder besser. Das ist wie ein Miniurlaub!

Am nächsten Morgen beschlossen wir an die Mittelmeerküste zu cruisen und auf der Küstenstraße entlang nördlich wieder Richtung Frankreich zu fahren.
Wer diesen Streckenabschnitt, zwischen Figueras in Spanien und Perpignan in Frankreich kennt, wird mit mir einer Meinung sein, nämlich daß diese Strecke wohl eine der schönsten in Südeuropa ist.
Enge Kurven - auf der einen Seite Steilwände nach oben, auf der anderen der freie Fall ins Leere - weit unten das tiefblaue Wasser des Mittelmeers mit schäumender Brandung an den steilaufragenden Felsklippen. Grandiose Ausblicke weit hinaus aufs offene, azurfarbene Meer, lediglich durch einzelne, schneeweiße Segel der kreuzenden Yachten durchbrochen.
So fährt man auf dieser Strecke dahin und merkt garnicht wie die Zeit verrinnt und wie die Kilometer vom Tacho geschluckt werden.
Einziger Wermuthstropfen war der imense Urlauberverkehr auf dieser Strecke. Scheinbar kannten noch mehr Leute diese schöne Strecke.

Schlagartig wechselte der Strassenbelag und die Strecke wurde holprig - auch ohne Schlagbaum merkten wir, daß wir uns wieder in Frankreich bewegten.

Entlang der Nordflanke der Pyrenäen verläuft ein Tal in west-östlicher Richtung, entlang eines kleinen Flußes an den sanften Hängen wird ein berühmter Wein angebaut, Chardonnay oder so ähnlich
Durch dieses Tal, an diesem Flüßchen entlang, ging unsere weitere Reise. Unter überhängenden Felsen hindurch, durch die Gischt von neben der Straße ins Tal stürzenden Wasserfällen suchten wir unseren Weg wieder ins Landesinnere.
Unser Ziel hieß Carcassone. Eine Stadt am Fuße der Pyrenäen mit einer sensationell gut erhaltenen ringförmigen Festung, welche einst von den Römern zum Schutz der Kolonie zur Zeit der Völkerwanderung im 3.Jh n. Chr. als Mauerring mit einem Turm errichtet wurde. Diese Festung wurde im Laufe der Zeit immer weiter ausgebaut und besteht heute aus einem Festungsring mit vier Toren und 30 Türmen.

Als wir endlich dort ankamen, war der Tourismus schon da, und wir beschlossen, zunächst die Burg bei einem Cola und anschließenden Espresso von einem Strassencafe aus zu besichtigen. Die Mopeds wurden kurzerhand, mangels Parkgelegenheiten, in Sicht- und Reichweite auf dem Trottoir geparkt.

Hier hatten wir auch Gelegenheit allerlei zu beobachten:
Ein holländischer GS - Club drehte fleißig seine Runden. Ausgestattet mit Allem und mit Sonstigem kamen sie mehrmals an uns vorbei. Mal von links nach rechts, mal von rechts nach links. Unmittelbar vor uns war eine Ampel und so mußten die Oranjes mehrmals vor unserer Nase anhalten. Jedesmal wurden die Diskussionen lauter und jedesmal war ein anderer vorne.
Irgendwie funktionierten ihre Navi´s nicht so recht und so kamen sie nicht aus diesem Stadtviertel heraus und drehten eine Runde nach der anderen. Bei 12 hörten wir zu zählen auf!
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Re: Tour de France (Hannes und Shadow)

Beitrag von shadow » Mi 19. Sep 2012, 21:26

Auch ist die Jugend dort in Südfrankreich sehr aktiv, was das Zweirad anbelangt.
Mofas, Roller, alle erdenklichen Klein-Pfutzer kann man da beobachten. Einer toller hergerichtet als der andere. Aber das wichtigste schien die Motorisierung zu sein. Wie die Wilden sausen diese Jungs durch die Straßen, kaum vorstellbar wie das bei einem Motörchen der Schnapsglas-Klasse möglich ist. Als wir noch darüber lachten, kam einer mit einer Vespa auf dem Hinterrad an uns vorbeigesaust, das uns vor Staunen die Augen übergingen .
Der Junge hatte mindestens 80 drauf - mitten im dichten Verkehr steuerte er sein Vehikel auf dem Hinterrad links und rechts mit irrwitzigem Tempo an den Autoschlangen vorbei.
Ein etwas langsamerer Roller, d.h. mit vernünftiger Geschwindigkeit, kam heran. Zwei junge Mädels saßen drauf. (Aha, so ließ sich die relativ langsame Fahrweise erklären). Gefolgt von einem jungen Wilden auf einem noch wilderen Moped, mußten sie direkt vor uns an der Ampel anhalten. Ein Wortgefecht zwischen den Mädels und dem Verfolger endete darin, daß der Junge zwei gestreckte Mittelfinger gezeigt bekam, und leicht beschämt mit betretenem Gesichtsausdruck die Szenerie verließ.

Schließlich verließen wir unser kurzweiliges Straßencafe, drehten auch eine Ehrenrunde durchs Stadtviertel bevor wir heraus fanden, und strebten wieder Richtung Festung. Aufgrund des übermäßigen Andrangs verzichteten wir auf eine Besichtigung und umrundeten dafür den Festungsberg, schoßen Fotos aus verschiedenen Perspektiven und fuhren dann entlang eines anderen Flüßchens in entgegengesetzter Richtung nach Perpignan.

Nach längerem Suchen fanden wir dann im Stadtkern auch ein akzeptables Hotel, sogar mit Tiefgaragenstellplatz für unsere Chopper.
Nachdem wir uns etwas aklimatisiert hatten (sprich: gewaschen und geschneutzt) machten wir einen kleinen Stadtbummel und versumpften schließlich in einer Straßenkneipe.
Eine wirklich gute Atmosphäre nahm uns da gefangen und so merkten wir gar nicht wie die Zeit verrann und wie schnell so ein Glas Bier leer war.
An fast allen Tischen wurde Wasserpfeife (Schischa?) in allen möglichen Geschmacksaromen geraucht. Eine leichte, beschwingte Stimmung nahm von mir Besitz und Hannes und ich führten tiefsinnige Gespräche

Schließlich bemerkten wir einen ganz sonderbaren Typen am Nachbartisch......
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Re: Tour de France (Hannes und Shadow)

Beitrag von shadow » Mi 26. Sep 2012, 22:10

Dieser Typ war ein Kuriosum, wie wir es noch nicht gesehen hatten! :?
Völlig zusammengezogen, mit eng verschränkten Armen, nur die Hände gestikulierten aus dem Handgelenk heraus ohne Unterlaß, und mit verknoteten, spindeldürren Beinen und noch dünneren Waden in riesigen Sandalen, welche auch ständig in Bewegung waren, führte er eine Unterhaltung, wie wir sie noch nicht gesehen und gehört hatten
Er hob und senkte die Stimme, fragte und antwortete in perfektem französisch, lachte und schlug sich vor Freude auf die Oberschenkel.
So weit eigentlich nix Ungewöhnliches, bis auf den Umstand, daß der junge Mann völlig alleine am Tischchen saß, aber sich mit seinem imaginären Gegenüber bestens unterhielt und amüsierte.

Aufgrund der Tatsache, daß alle Tische besetzt waren, setzte sich ein neuer Gast zu ihm an den Tisch und stimmte sofort in die Unterhaltung ein, lachte und freute sich ebenfalls, bis er merkte, daß sein Gegenüber überhaupt nicht auf seine Beiträge einging, bzw. die Reden des jungen Mannes gar nicht ihm galten.
Etwas irritiert verlies er dann den Schauplatz. :roll:

Schließlich war es spät genug nach Hause zu gehen. Die nötige Bettschwere hatten wir erreicht und uns gegenseitig stützend, schwankten wir zurück ins Hotel.
Im Laufe dieses Abends hatten wir noch beschlossen, wieder zurück nach Spanien zu fahren. Zum Einen, weil Hannes´ Chef in der Bucht von Roses auf einem Campingplatz zu diesem Zeitpunkt gestrandet war und uns einlud, zum Anderen, weil wir vergessen hatten in Spanien mal im Meer zu baden, und nicht zuletzt, weil wir die Küstenstraße noch nicht in die entgegengesetzte Richtung gefahren sind.
Lauter gute Gründe um nochmal 350 km nach Süden zu fahren. :wise:

Am nächsten Morgen (oder war´s schon gegen Mittag?) krochen wir endlich aus den Federn, mit leichtem bis mittleren Haarspitzenkatharr
Das Frühstück nahmen wir zu uns, nicht weil wir Hunger hatten, sondern weil´s im Preis enthalten war :mrgreen:

Dann gings wieder auf die Piste.
Eine Affenhitze in der Stadt! Schon beim Aufladen brach uns der Schweiß aus allen Poren und bevor wir schließlich im Sattel saßen, waren wir schon schweißgebadet.
Der Fahrtwind brachte etwas Erleichterung, aber nicht lange, steckten wir im Stau der Großstadt!
Stop and Go....., Hannes´ AME , luftgekühlt, kam dem Kollaps immer näher.
Seine spektakuläre, mit viel Liebe und Aufwand bewerkstelligte Motorlackierung verfärbte sich zusehens in einen goldbraunen Grundton. Von der schwarz/silbernen Farbgebung war bald nicht mehr viel zu sehen. :shock:
Ständig darauf wartend, daß die Mühle nun endlich den Hitzetod stirbt, erreichten wir dann doch die Außenbezirke und beschleunigten etwas, um die Motortemperatur wieder in den grünen Bereich zu bringen.

Doch bevor wir die Stadtgrenze hinter uns ließen, war erstmal ein Tankstopp angesagt.
Da kam auch schon eine Tanke in Sichtweite und wir steuerten darauf zu. Die Mopeds aufgetankt, an die Kasse zum bezahlen, zurück zum Bike und....... der Tankrucksack war offen! Am Seitenfach, da wo ich immer mein Handy drin hatte, stand der Reißverschluß bis hinten offen......... :o
und immer: sicheres Auftreten trotz völliger Ahnungslosigkeit!

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