Nein, das ist nicht das Mindestalter für’s Mitfahren – wer den Begriff googelt, stößt gleich auf einen etwas plakativeren Begriff: die vergessene Reichsautobahn.
Unbekannter Künstler nach 1940, hat sich an einem der offenen Widerlager von "Bauwerk 91", der Unterführung der Ortsverbindungsstrasse Gräfendorf - Burgsinn verewigt (unteres Bild rechts, nicht sichtbar)
Zwischen Spessart und Rhön liegt ein Stück deutscher und europäischer Verkehrsgeschichte verborgen, teilerbaut von 1937 bis kurz nach Beginn des 2. Weltkrieges. 1938 wurden vom Projekt die ersten Arbeiter abgezogen, die am Westwall benötigt wurden. Im Oktober 1939, wenige Wochen nach dem Überfall Polens, wurden die Baumaßnahmen schon wieder gestoppt, Anfang 1940 zogen die letzten Arbeiter endgültig ab.
Übrig blieben eine teilweise verdichtete Fahrbahn, wo der Mutterboden abgetragen worden war, sowie eine ganze Reihe von Unterführungen, Fundamenten und Mauern in den Wäldern unweit der bayerische-hessischen Landesgrenze.
Diese Strecke 46 werden wir besuchen, geschichts-, aber nicht ideologieinteressiert. Sie ist übrigens seit 2003 eines von Bayerns längsten Denkmälern. Aufgrund ihrer „Vergangenheit“ wird sie aber nicht gepflegt und auch nicht beworben, daher fast vergessen – erst in diesem Jahr 2016 werden ab Mai einige Hinweistafeln aufgestellt werden.
Die Reste der Autobahn (sie wurde nie fertiggestellt oder gar in Betrieb genommen) sind für das Auge eigentlich gut sichtbar und auch teilweise für uns mit dem Motorrad anfahrbar. Insgesamt 47 Bauwerke sind heute noch registriert. Wir haben eine Route zu einigen ausgewählten Bauten ausgetüftelt, die sich immer auf öffentlichen Straßen bewegt – versprochen.
Allerdings - ihr ahnt sicher, in welchem Zusstand manche öffentliche Strasse heute ist bzw. belassen wurde...
Unseren Kaffee nehmen wir zuvor an einer der größten Burgruinen Deutschlands ein (kennt ihr). Als die Planungen für die ersten deutschen Autobahnen in den 1920ern begannen, war diese Burg nicht wie heute von Busch- und Baumwerk umgeben, sondern lag weithin sichtbar erhaben im Gelände. Was dies mit der alten Autobahn zu tun hat – erfahrt ihr auf der Tour.
Übrigens, die Autobahn als Schnellverkehrsweg haben weder der Nationalsozialismus noch die USA erfunden – es war ebenfalls in den 1920ern der italienische Senator und Bauunternehmer Piero Puricelli. Der erkannte schnell das Geschäft mit den wohlhabenden Mailändern, die sich schwertaten, in kurzer Zeit an ihre Domizile an den lombardischen Seen zu gelangen. Die erste echte, als normaler Verkehrsweg dienende Autobahn war die italienische Autostrada dei Laghi, deren erstes Teilstück von Mailand nach Varese 1924 eröffnet wurde. Nötig war die heutige A 8 nicht: In ganz Italien gab es nicht einmal 100.000 Autos.
Zurück zu uns – wir werden nach dem Kaffee ein Teil der alten Strecke an- und entlangfahren, direkt befahrbar ist sie nicht. Ein paar Stopps an interessanten Stellen, etwas Straßenstaub, mehr wird noch nicht verraten.
Wegabhängig, aber spätestens in der Nähe von Bad Brückenau werden wir das Ende der Strecke 46 verlassen und den Motorrädern noch etwas Auslauf bis zum Mittagessen geben, danach werden wir uns ausschließlich den Kurven des Spessart widmen. Schliesslich wollen wir Motorradfahren

Wer mag, kann sich auch eine Broschüre der „Arbeitsgemeinschaft Autobahngeschichte“ über die Strecke 46 unter diesem link herunterladen.
Mehr in Kürze,
Grüße Truder