Ziel der Reise war - wie immer - der Weg. Und der sollte diesmal auf der französischen Seite durch die Pyrenäen zur Atlantikküste und von dort aus auf der spanischen Seite des Gebirges zurück zum Mittelmeer führen. Und weil die Pyrenäen nun mal nicht gerade an Unterfranken angrenzen, sollten auch Hin- und Rückweg sehens- und fahrenswert gestaltet werden. Mittels Reiseführer, Kartenmaterial und Reisebeschreibungen anderer Biker wurden die zu fahrenden Routen geplant, in Tagesetappen unterteilt und fürs Navi aufbereitet. Wie sich aber herausstellen sollte, taugte diese Vorbereitung zwar als grobe Richtschnur, die Etappen mussten aber unterwegs immer wieder der Realität vor Ort angepasst werden. Es ist immer wieder erstaunlich, wie die Tageskilometerleistung exponentiell mit der Breite der befahrenen Straßen abnimmt ...
Ready for Take-Off ...
Um die bereits bekannten Straßen der Home-Zone zügig hinter uns zu bringen, ging es anfänglich darum, Strecke zu machen und wir benutzten Hauptverkehrsstraßen und Autobahnen - sofern diese mautfrei zu befahren waren. Die südlichen Vogesen konnten wir jedoch nicht einfach rechts liegen lassen und nahmen dort ein Stückchen Route des Crêtes sowie die Moselquelle und den Col du Ballon d'Alsace zu uns. Anschließend rasch über die Burgundische Pforte zwischen Belfort und Besancon geschlüpft und zügig weiter ins französische Jura zu unserem ersten Etappenziel in Beaume-les-Messieurs.
Cléron - Kleinod an der Loue
Der Campingplatz dort (Camping de la Toupe) ist zwar wunderschön gelegen, aber auch sehr einfach. Von den fußläufig erreichbaren Restaurants am Ort hatte nur Le Grand Jardin geöffnet und an dessen Tür prangte ein Schild mit der Aufschrift "Complet". Schade.
Nachtlager im Schatten der Felsen
GPX-Track - Tag 1
Auch die Besichtigung des Cascade des Tufs am nächsten Morgen war ein Reinfall, da die Quelle des Dard, der sich hier normalerweise über einen Wulst aus Kalktuff ergießt, offenbar versiegt ist. Dafür entschädigte der Ausblick von oben über den Cirque de Baume.
Cirque de Beaume
Im weiteren Tagesverlauf sorgten einige Hindernisse dafür, dass wir unseren Weg nicht wie geplant fortsetzen konnten. Zunächst ging es noch zügig nach Süden voran und wir passierten Lons-le-Saunier und Bourg-en-Bresse ohne Zwischenfälle. Die Durchfahrt von Crémieu war jedoch wegen eines Mittelalter-Spektakels im historischen Ortskern komplett gesperrt und der gewaltige Andrang schaulustiger Besucher behinderte unser Vorankommen auf der Umleitungsstrecke ebenfalls. Bei Vienne überquerten wir die Rhône und verließen kurz darauf deren rechte Uferstraße, um auf kleinen Straßen ins Zentralmassiv einzutauchen.
Mont Gerbier de Jonc - Quelle der Loire
Kurz nach einer Kaffeepause am Mont Gerbier-de-Jonc, an dessen Flanke die Loire entspringt, zwang uns die Sperrung einer Brücke über die Bourges auf eine Umleitung, die uns über extrem enge, steile und kurvenreiche Straßen mindestens eine Stunde Zeit kostete. Da wir am Abend unsere Zelte noch bei Tageslicht aufbauen wollten, änderten wir den Plan und setzten unseren Weg nach Florac auf größeren Straßen fort und erreichten den Campingplatz (Le Pont du Tarn) gegen 18:30 Uhr. Das Restaurant Chez Les Paysans im Ortskern von Florac ist sehr zu empfehlen.
GPX-Track - Tag 2
Für den folgenden Tag hatte Axel's Sohn im Vorfeld eine Werksführung in der berühmten Messerschmiede La Forge de Laguiole im gleichnamigen Ort nordwestlich von Florac für uns arrangiert. Laguiole liegt im Aubrac, einer kargen, weitgehend baumlosen Hochebene, die mit ihren ausgedehnten Weiden und ihren weiten Ausblicken an die Hochrhön erinnert - allerdings auf bis zu 1.200 m.ü.M und wesentlich raumgreifender. Und anstelle des Rhönschafs ist hier das Aubrac-Rind heimisch.
Laguiole im Aubrac
Auf dem Rückweg nach Florac warfen wir schon mal einen Blick vom Point Sublime in die Tarn-Schlucht, die für den nächsten Tag geplant war, und überquerten den Causse Méjean, die größte und höchstgelegene Kalk-Hochebene des Zentralmassivs zwischen der Tarn- und der Jonte-Schlucht. Der Aufstieg zum Causse Méjean von La Malène ist auf der schmalen und steilen D43 mit ihren zahlreichen 1.-Gang-Kehren eine echte Herausforderung.
Gorges du Tarn
Für den gemütlichen Ausklang des Tages auf dem Campingplatz versorgten wir uns im Supermarkt am Wege noch mit etwas Brot, Käse, Oliven und Rotwein. Ein geeignetes Werkzeug zum Entfernen des Korkens hatte ich bereits in der Messerschmiede erworben.
GPX-Track - Tag 3
Für den nächsten Morgen schlugen wir das Angebot eines Frühstücks am Campingplatz aus, um früher aufbrechen zu können. So hatten wir bereits vor 8:00 Uhr die Zelte abgebrochen, die Mopeds gepackt und die Schranke an der Ausfahrt hinter uns gelassen. Wir folgten dem Tarn durch seine Schlucht bis Le Rozier und von dort der Jonte der aufgehenden Sonne entgegen. In Meyrueis fanden wir eine nette Bar, in der wir uns auf einen Kaffee am Tresen niederließen. Die Frage nach einem Croissant beantwortete man mit dem Hinweis auf die Boulangerie nebenan - die meisten anderen Gäste hatten ebenfalls Bäckertüten dabei, deren Inhalt sie sich zu ihrem Kaffee schmecken ließen. Derart gestärkt folgten wir unserer Route weiter zum Fotostopp am Mont Aigoual, der mit 1567 m zweithöchsten Erhebung der Cevennen (nach dem Mont Lozère).
Gorges du Tarn
Mont Aigoual
Der weitere Weg nach Süden führte uns langsam aber sicher aus der Einsamkeit der Cevennen heraus; ab Saint-Maurice-Navacelles wurde die Landschaft wieder flacher und der Kurs drehte auf Südwest. Dann durch den Naturpark Haute Languedoc und schließlich wieder in südlicher Richtung zu unserem Etappenziel Carcassonne. Der Camping de la Cité liegt am südlichen Stadtrand - von hier sind es ca. 20 Minuten zu Fuß in die Cité, der weltberühmten mittelalterlichen Festungsanlage. Nach dem Zeltaufbau und der obligatorischen Dusche bummelten wir also zum Abendessen hinein ins französische Rothenburg ob der Tauber.
Carcassonne
GPX-Track - Tag 4
To be continued ...